Stell dir vor, du sitzt du auf einer Ecke von deinem Bett und schaust in die Dose mit deinen Ersparnissen.
Du darfst ja jetzt nicht mehr zur Arbeit gehen.
Kein bezahlter Urlaub, kein Kurzarbeitergeld, keine Sozialhilfe.
Das alles kennst du nicht.
Zum Glück hast du etwas Geld gespart, aber wer weiß wie lange das ausreicht.
Auf dem Markt gibt es zur Zeit eh nichts zu kaufen. Der Gemüsehändler darf ja auch nicht arbeiten.
Die Welt hat gerade aufgehört sich zu drehen.
Stell dir vor, du sitzt auf einer Ecke von deinem Bett mit der Spardose in der Hand und neben dir sitzen deine Eltern und dein Ehepartner. Vor dir stehen deine Kinder und deine Schwester mit ihrer Familie.
Stell dir vor, deine ganze Familie ist um dich herum in deinem Schlafzimmer, weil keiner wo anders hingehen kann. Weil sie alle hier mit dir wohnen. Weil dein Schlafzimmer auch ihr Schlafzimmer ist. Weil eure ganze Wohnung nur dieser kleine Raum ist.
Ihr habt euch immer nur diesen kleinen Raum geteilt, aber diesmal dürft ihr nicht auf den Hof, auf die Straße oder zu den Nachbarn.
Stell dir vor, wie dein Sohn mit blutiger Nase nachhause kommt. Ein Polizist hat ihn mit einem Stock geschlagen, weil er draußen beim spielen erwischt wurde. Du weißt, das du nichts dagegen tun kannst. Ihr dürft zur Zeit das Haus nicht verlassen. Du bist froh, das nichts schlimmeres passiert ist.
Du kannst deinen Sohn nicht zum Arzt bringen. Die meisten Ärzte haben zu, aus Angst vor dem Virus und weil sie keine Schutzausrüstung haben.
Immer noch mit der Spardose in der Hand weißt du auch, das du dir den Arzt nicht leisten kannst.
Dir bleibt nichts anderes übrig als ihm vorsichtig das Gesicht zu waschen und ihn zu trösten. Den Bruch kannst du nicht richten.
Stell dir vor, wie du mit deiner Familie auf dem Bett in dem kleinen Raum sitzt und die Nachrichten im Fernsehen verbreiten erschreckende Bilder und widersprüchliche Aussagen. Du hörst und siehst die Nachrichten, hast aber das Gefühl, das etwas nicht stimmt. Aber woher sollst du es wissen? Kaum das du lesen und schreiben konntest, musstest du die Schule verlassen um zu arbeiten. Wie sollst du prüfen, wem du glauben kannst und wer nur Gerüchte verbreitet.
Jeder sagt etwas anderes und beschuldigen andere zu lügen sich. Die Kinder haben Angst. Die Erwachsenen streiten sich ständig. Die ständige Nähe, die Unsicherheit, wie sollst du in diesen Zeiten deine Familie beschützen?
Stell dir vor, wie du Tage über Tage über Tage all das aushalten kannst.
Zuerst sind deine Ersparnisse aufgebraucht und dann die Essensvorräte.
Stell dir vor, was du alles aushalten kannst.
Bis das Wetter umschlägt.
Bis der Zyklon Amphan über das Land fegt. Bäume stürzen um, Stromkabel reißen, das Wasser steigt einen Meter hoch. Die Tiere auf der Straße flüchten in die Häuser. Die Ratten krabbeln über deine Regale. Der Wind zerrt an deiner Hütte, dein großer starker Vater weint und sieht das Ende der Welt gekommen. In der gesamten Stadt gibt es keinen Strom. Der öffentliche Brunnen, wo du normalerweise dein Wasser holst, ist eine schlammige Brühe.
Das Wasser steht in der Wohnung knöchelhoch.
Stell dir vor, du sitzt auf der Ecke von deinem Bett, deine alte Spardose schwimmt wie ein kleines Boot unters Bett. Deine Familie sitzt um dich herum im dunkeln. Der Wind ist so stark, das ihr keine Kerze anzünden könnt.
Und mit einem krachen und zerren ist mit einem mal das Dach weg und der kleine Raum, euer Schlafzimmer, löst sich im Sturm auf.
Stell dir vor, wie ihr die Nacht verbringt, voller Angst drückt ihr eure wenigen Habseligkeiten an euch und versucht die Kinder zu beruhigen.
Du fragst dich, warum du die letzten Wochen und Monate ausgehalten hast, wenn ein Sturm in einer einzigen Nacht alles zerstören kann, was bisher dein Leben war.
Es ist der nächste Morgen. Der Sturm hat nachgelassen.
Von der Straße her hört ihr vertraute Stimmen.
Ein Mann kommt zu euch, wo bis gestern eure Hütte gestanden hat. Im Arm hat er eine Tüte mit Lebensmitteln und eine große Plastikplane.
Der Mann ist Mitarbeiter der NGO Calcutta Rescue. Er fragt wie es euch geht und ob ihr noch mehr braucht.
Du schüttelst den Kopf, setzt dich wieder auf Ecke vom Bett. Aber diesmal hast du genug zu Essen für deine Familie und eine Plane, die Ihr über eurer Bett spannen könnt, bis ihr eure Hütte wieder aufbauen könnt.
Stell dir vor, es geht weiter.
This is a good use of writing to show what the poor person suffered because of the storm. It is detailed and interesting.