Ich hatte vom Waschen bisher kaum Ahnung.
Wie die meisten von uns, tue ich das, was Mama mir beigebracht hat und befolge ansonsten die Anleitungen auf den Pflegeetiketten im Textil.
Um aber das Thema von mehreren Seiten zu betrachten, habe ich mit einer Expertin gesprochen. Eine Mama von Zwillingen und Mitarbeiterin bei einem der größten Haushaltsgeräte-Hersteller in Deutschland.
Wie funktioniert der Waschvorgang überhaupt?
Es gibt drei Voraussetzungen, die zusammenkommen müssen, damit die Wäsche in der Maschine sauber wird. Zum Waschen braucht es Energie, Mechanik und Chemie.
Mit der “Energie” ist hier die Dauer und Temperatur eines Waschgangs gemeint. Unter “Mechanik” ist das aneinander reiben und umspülen der Wäschestücke zu verstehen, also die mechanische Bewegung. “Chemie,” ganz klar, das Waschmittel in Verbindung mit Wasser. Fehlt eines dieser Elemente, oder wird es reduziert, ohne dass ein anderes erhöht wird, kann die Wäsche auch nicht richtig sauber werden.
Beim umweltbewussten Waschen kommt es also auf die Dosierung der einzelnen Elemente an. Wie viel Wasser, wie viel und welches Waschmittel, welche Temperatur und wie stark soll geschleudert werden? Aus der Kombination ergibt sich dann die Waschleistung.
Öko oder nicht Öko?
Ein Zahn wird mir gleich gezogen: Das ökologische Waschmittel enthält oft genauso toxische Chemikalien, die das Abwasser verunreinigen, wie konventionelles Waschmittel. Ein ökologisches Waschmittel hat jedoch Inhaltsstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie etwa der Orangenschale. Und es werden viele umweltschädigende Bestandteile weggelassen. Keine optischen Aufheller oder chemische Duftstoffe. Das ist doch schon mal ein guter Anfang!
Wer ganz und gar auf chemische Zusätze beim Waschen verzichten will kann Waschnüsse verwenden. Diese stammen größten Teils aus Indien. Die große Nachfrage an Waschnüssen in Europa hat allerdings in den Anbaugebieten zu einer Verknappung geführt. Viele Einheimische können sich ihre eigenen Waschnüsse gar nicht mehr leisten.
Waschen ganz ohne Chemie?
Der totale Verzicht auf Chemie hat jedoch auch Nachteile. Die Wäsche wird teilweise nicht so sauber wie mit einem chemischen Waschmittel und die verschiedenen Bestandteile des Waschmittels enthalten in der Regel auch Mittel, die die Waschmaschine pflegen und reinigen.
Entkalker, sowie antibakterielle Stoffe und Seifen, die auch die Waschmaschine gut findet. Bekommt die Waschmaschine diese Pflege nicht, geht sie schneller kaputt und muss häufiger ersetzt werden. Hier muss jeder selbst entscheiden ob der regelmäßige Kauf einer neuen Waschmaschine ökologisch sinnvoller ist, als hin und wieder doch mal etwas Pflege mit einzubauen.
Ein erstes Anzeichen für die dringende Pflegebedürftigkeit der Waschmaschine ist ein schlechter Geruch. Die Wäsche und/oder die Maschine stinken.
Wie dreckig ist unsere Wäsche?
Der Durchschnittsverbraucher hat eigentliche keine großen Flecken auf seiner Kleidung. Die hauptsächlichen Verschmutzungen sind Schweiß und Essenskrümel. Schweiß ist wasserlöslich und die meisten Flecken lassen sich mit den normalen Waschmitteln problemlos entfernen. Es braucht also nicht viele verschiedene Waschmittel im Haushalt.
Schau auch auf die Dosieranleitung des Waschmittels
Die meisten Verbraucher benutzen zu viel Waschmittel. Einfach mal nachmessen, wie viel man in die Wäsche geben sollte (Verschmutzung der Wäsche und Härte des Wassers beachten) und auf dem Messbecher markieren. So fällt es leichter das Maß zu halten.
Back to the Roots: Weniger ist mehr. Ich persönlich habe keinen Weichspühler, kein Hygienewaschmittel und kein Gardinenwaschmittel, keine zehn verschiedenen Fleckenentferner für zehn verschiedene Flecken. Ich habe ein Vollwaschmittel und ein Stück Gallseife. Das ist alles.
Unser Profi empfiehlt hier generell eher Pulver an Stelle von Flüssigwaschmittel, da z. B. Vollwaschmittelpulver Bleiche enthält, welche antibakteriell wirkt. Zusätzlich wäre auch ein Colorwaschmittel für die farbigen Textilien gut. Diese helfen, dass die Farben nicht so schnell ausbleichen. Wer Kinder hat, muss wahrscheinlich noch ein bisschen mehr haben, da Kinder nun einmal unübertroffene Fleckenproduzenten sind.
Aber auch hier hilft bei den meisten Problemen die gute alte Gallseife. Den Fleck nass machen, mit Gallseife einreiben und kurz einwirken lassen. Dann mit der übrigen Wäsche alles in die Waschmaschine und normal waschen. Damit bekomme ich selbst Rotwein raus.
Noch ein Tipp: Wer „natürliche“ Flecken für ein paar Stunden feucht in die Sonne hängt, kann diesen beim Verschwinden zuschauen.
Nicht alles in einem Topf schmeißen!
Viele Kleidungsstücke haben in der Wäsche unterschiedliche Bedürfnisse. Jeans können viel ab, Blusen weniger. Es ist dabei wichtig, genau zu schauen, ob die beiden Sachen zusammen in eine Waschmaschine gehören. Durch zu intensives oder zu häufiges Waschen leidet die Kleidung und verliert Farbe, Form und Haltbarkeit. Hier hilft ein Blick auf das Pflegeetikett im Kleidungstück und dann immer schön vorsortieren.
Eines meiner Lieblingsbeispiele sind hier Socken. In der Regel ist “nur” Schweiß dran. Es muss also nicht unbedingt die 60° C Wäsche bei 2000 Umdrehungen sein. Das schadet den Gummizügen am Bund und sie gehen viel schneller kaputt. Meine Socken werden auch bei 30° C sauber. Und es verbraucht weniger Strom, wenn man bei niedrigeren Temperaturen und Schleuderzahlen wäscht.
Die Waschexpertin rät aber dazu, regelmäßig eine 60°C-Wäsche mit Vollwaschmittel durchzuführen. Das ist gut für die Waschmaschine, da sich dabei Kalk und Bakterien schlechter in der Maschine absetzen können. Typische 60°C- Kandidaten sind Handtücher und Bettwäsche, Stofftaschentücher und Unterhosen.
Zum Schluss noch ein Hinweis zum Thema Zeit und tollen energiesparenden Waschmaschinen. Bitte denk noch mal an unsere Komponenten am Anfang. Zeit, Temperatur, Chemie und Mechanik. Wenn ich an einer Komponente etwas weniger mache muss eine andere Komponente hochgedreht werden. Viele Waschgänge sind daher sehr lang (teilweise über drei Stunden). Das hilft jedoch an der Stelle Temperatur und Wasser zu sparen. Die Wäsche wäscht länger bei geringerer Temperatur. Sie weicht also länger ein. Das spart Energie. Hört sich komisch an, ist aber nötig, um Strom und Wasser zu sparen. Deshalb nicht den Kurzwaschgang oder die Zeitspartaste drücken, wenn ich Energie sparen möchte. Ein kürzerer Waschgang bedeutet i. d. R. höhere Temperaturen, mehr Wasser und mehr Mechanik.
Am Ende ist aber immer auch die eigene Erfahrung wichtig. Genau hinzuschauen, wie dreckig die Wäsche tatsächlich ist und ob nicht doch manchmal weniger mehr ist.