Wenn Green Size mal offline unterwegs ist, ist Markttag.
Es sind Ökomärkte, Landmärkte oder auch mal Gartenmärkte. Sogar auf so manchem Wochenmarkt bin ich hin und wieder zu finden und für Dezember ist ein Weihnachtsmarkt geplant.
Da ich kein eigenes Auto habe, miete ich mir immer einen kleinen Flitzer vom örtlichen Carsharing Verein. Ich brauche das Auto ja ausschließlich um zum Markt zu fahren, daher lohnt es sich auch aus Umweltschutzgründen nicht, ein eigenes Auto anzuschaffen.
Früh morgens packe ich all die Sachen ein, das Zelt, die Tische und eine Umkleidekabine, die ich extra dafür genäht habe. Die T-Shirts, Tücher und Ohrringe die du aus dem Shop kennst. Die Röcke und die kleinen bestickten Taschen die es bisher nur auf dem Markt gibt. Mein Zelt ist creme-weiß und es hängt eine buddhistische Gebetsfahne über dem Eingang. Die Kunden sollen mich ja von weit entfernt schon sehen und erkennen.
Tatsächlich passt alles in den kleinen Corsa.
Ich fahre gerne zu den Märkten.
Für meine Kunden hat es den Vorteil, das sie vor Ort die Sachen in Augenschein nehmen können. Mir liegen die Gespräche mit den Kunden sehr am Herzen. Viele Menschen lernen erst auf dem Markt das Thema ¨Bio-Klamotte¨ kennen. So manchen konnte ich dort auf neue Ideen bringen. Einmal am Tag stellt mir jemand die Frage, wie ich darauf komme, Kleidung unter fairen Bedingungen produzieren zu lassen. Und das auch noch in Indien!
Gerade die konventionellen Mitbewerber, die billige Kunstledertaschen mit Strass verkaufen, sehen mich kritisch an. Am Ende eines solchen Gespräches mussten bisher alle zugeben, das ich die besseren Argumente habe. Es ist tatsächlich möglich tolle Produkte anzubieten, für die niemand betrogen, misshandelt, ausgenutzt oder mit seiner Gesundheit, seinem Leben bezahlen musste.
Das ist lange nicht Jedem bewusst.
Menschen sterben für ¨normale¨ Kleidung.
An den Chemikalien oder der Ausbeutung.
Menschen ersticken, weil sie mit einem Sandstrahler den beliebten Used-look in die Jeans einarbeiten.
Dabei ist das nicht nötig. Es gibt effiziente Lösungen Kleidung herzustellen, ohne die Menschenrechte zu verletzen, ihnen ihre Würde und die Gesundheit zu stehlen.
Die Kunden auf dem Markt sprechen gerne mit mir darüber. Sie freuen sich über meine gesunden Alternativen. Ich habe festgestellt, das sich besonders die jungen Leute für ein umweltbewussteres Leben interessieren und ständig auf der Suche nach neuer Inspiration sind. Sie haben tolle Ideen, die wir bei einem Kaffee besprechen. Einige Ideen werde ich in Zukunft umsetzen.
So entstand im Verlauf einiger Märkte ein kleines Netzwerk an nachhaltigen Händlern und Produzenten. Von frischer Kosmetik, über Fair-trade-Kaffee bis zum gesunden Hundefutter. Ich traf Menschen, die einen alten Resthof renovieren, ohne ein neues Produkt zu kaufen. Alles recycelt, von den Dachpfannen bis zur Klospülung ist alles schon mal gebraucht. Ist das nicht großartig?
Ich finde es sehr motivierend und gibt mir das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein.
Die Einnahmen eines Markt-Wochenendes investiere ich direkt in neue Produkte. Natürlich spare ich auch für eine weitere Reise nach Indien um wieder mit Calcutta Rescue zu arbeiten. Es ist geplant, das es in der nächsten Saison zwei, drei Kleider geben soll. Dafür muss ich nach Kalkutta fahren um die Stoffe einzukaufen und den Näherinnen die Schnittmuster beizubringen. Die Einnahmen aus den letzten Märkten reichen um neue Tücher weben zu lassen. Auf die freue ich mich auch schon ganz besonders.
Das Trinkgeld, das so mancher glücklicher Kunde da lässt, lege ich zur Seite um es später gesammelt an die Projekte zu spenden, mit denen ich zusammen arbeite.
So ein Tag auf dem Markt ist schnell vorbei. Es gibt viel zu sehen, viel zu reden und viel zu kaufen.
Am Abend, wenn ich alles zusammenpacke, merke ich erst, wie müde ich bin. Aber zugleich freue ich mich auf den nächsten Tag, den nächsten Markt.
Wo ich überall mit meinem bunten Zelt stehe, schreibe ich vorher immer bei Facebook.