Unabhängigkeitstag – Wie Indien seine Freiheit feiert
5/52 Bewertungen

Am 15. August feiert Indien einen von drei nationalen Feiertagen. Den Unabhängigkeitstag. Damals, im Jahre 1947, machte Indien sich frei von der Kolonialherrschaft Großbritanniens und ist somit seit der Gründung des Staates 1949 eine Republik. Damit ist das Land genauso alt wie Deutschland. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Genau wie Deutschland setzt sich Indien aus mehreren Bundesländern zusammen und ist damit eine Bundesrepublik.
Dieses Jahr ist es ein besonderer Feiertag. Die Republik wird 70 Jahre alt.

Traditionell wird der Premierminister die Nationalflagge hissen und eine feierliche Rede halten, die über das Fernsehen übertragen wird. Das Aufziehen der Fahne wird dabei im ganzen Land zelebriert und jedes Rathaus, jeder Dorfplatz und jede Universität mit einem Fahnenmast macht mit. Es gibt öffentliche, kulturelle Veranstaltungen und die Kinder lassen ihre Drachen steigen. Tausende Drachen steigen von den Dächern und Dachterrassen auf. Ein schönes Bild. Natürlich gibt es reichlich zu essen und jeder zeigt sich großzügig und verteilt Süßigkeiten an die Kinder.

Kinder mit Drachen © pixabay
Kinder mit Drachen © pixabay

Man erinnert sich an die Freiheitskämpfer.

In der ersten Reihe der indischen Geschichte sind dabei Jawaharlal Nehru und Mahatma Gandhi, der mit bürgerlichem Namen Mohandas Karamchand Gandhi heißt.
Nehru war später der erste Premierminister des neu gegründeten Staates. Beide Männer kämpften unermüdlich gegen die britische Vorherrschaft und die Rechte der Inder im eigenen Land. Gandhi propagierte als Pazifist den gewaltlosen Widerstand, seine Geschichte ist weltberühmt und gilt vielen Menschen als Vorbild. Der kleine, schmächtige Mann mit der runden Brille besiegte das mächtige England.

Das ist besser als David gegen Goliath!

Gandhi war aber nicht alleine. Er hatte viele Freunde, die in der Politik und der Gesellschaft bekannt waren. Er hatte dadurch erst die Möglichkeit geschaffen, etwas derart beeindruckendes zu vollziehen.

Etwas, was viele Menschen nicht über Gandhi wissen, ist, dass er zwar gegen die Unterdrückung der sogenannten Unberührbaren war, jedoch das Kastensystem als solches gut fand und aufrechterhalten wollte. Das ist der Grund, warum in vielen armen Haushalten das Porträt von Gandhi nicht aufgehängt wird. Die Menschen, die vom Kastenwesen nicht profitieren und ihre Abschaffung in der Gesellschaft fordern, verehren Nehru und hängen sein Bild auf. Gandhi wird von ihnen natürlich hoch angesehen aber Nehru war es, der zumindest auf politischer Ebene die Kasten abgeschafft hat. In der Gesellschaft existieren sie zwar nahezu unverändert bis heute, aber die Gesetze gelten nun für alle Menschen gleich. Das ist nur auf hoher politischer Ebene möglich und Gandhi sah sich nicht als Politiker.

Das es erst dazu kommen musste, dass die Inder sich gegen die Briten erheben mussten, ist eine lange und alte Geschichte. Großbritannien hatte an mehreren strategisch wichtigen Stellen Handelsstationen errichtet, die im Laufe der Zeit zu kleinen Städten heranwuchsen. Darunter waren Bombay und Kalkutta. Man hat in dem Zusammenhang schon mal von der Ost-Indien-Kompanie gehört. Als diese Orte immer größer wurden, mussten die Briten ihre Leute und Handelswege schützen und brachten das Militär mit. Alles expandierte und den Indern wurden die sich immer stärker ausbreitenden Engländer unheimlich. Es kam immer wieder zu Aufständen, die die Engländer jedesmal erfolgreich niederschlugen und jedesmal ihre Machtbereiche ausbauten und festigen. Die indische Bevölkerung wurde zu Menschen zweiter Klasse im eigenen Land. Dieser Zustand hielt beinahe 200 Jahre. In der Mitte dieser Zeit um 1877 wurde Indien zu einer anerkannten Kolonie Englands und Queen Victoria wurde zur Kaiserin von Indien. In dieser Zeit gab es immer wieder schwere Hungersnöte, deren Schätzungen zu Folge zwischen 5,5 und 29 Millionen Inder starben. Das damalige Kaiserreich Indien umfasste die heutigen Länder Indien, Pakistan, Bangladesch und Myanmar.

Dann kam die letzte große Widerstandsbewegung.

Die Idee und die vollständige Umsetzung des gewaltlosen Widerstands brachte Gandhi aus seiner mehr als 20 Jahre andauernden Arbeit in Südafrika mit. Dort hatte er bereits reichlich Erfahrung mit dem Widerstand gegen die Besetzungsmächte. Zurück in seiner Heimat begann er seine in Afrika erfolgreich angewandten Ideen weiter auszubauen und umzusetzen. Weltweite Berühmtheit erreichte er dann 1930 mit dem Salzmarsch.

Die Briten hatten auf die Produktion und den Handel mit Salz das Monopol. Den Indern gilt das Salz als Symbol für Leben. Daher unternahm Gandhi mit einer rasch wachsenden Schar Anhängern einen Fußmarsch von 385 km von Ahmedabad nach Dandi am Arabischen Meer um symbolisch einige Körner Salz einzusammeln. Diese Form des zivilen Ungehorsams verbreitete sich im ganzen Land und die Leute fingen an Ihr Salz wieder selbst herzustellen, in dem sie Salzwasser in Schüsseln in der Sonne verdunsten ließen, bis nur noch Salz übrig war. 50’000 Inder wurden dafür verhaftet, doch verlor England gleichzeitig Steuereinnahmen, da die indische Bevölkerung sich nicht mehr aufhalten ließ. Dies galt als Anfang vom Ende der britischen Herrschaft über Indien und führte letztendlich dazu, dass am 15. August 1947 die Engländer den Indern ihre Unabhängigkeit zurückgaben und das Land volle Souveränität erlangte.

Welch Grandiose Leistung! Weltweit einzigartiges Beispiel für Frieden.

Gandi © pixabay
Gandi © pixabay
Bewertung des Artikels (bitte Anzahl der Sterne wählen)
5/52 Bewertungen

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert